Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 87

1877 - Oldenburg : Stalling
grlicher Straenkampf. Die Zahl der Angreifer erhielt Zuwachs durch die Studirenden der polytechnischen, der Rechts-und der Thierarznei-Schule, und auch die seit 1827 aufgelste Nationalgarde erschien in ihren alten Uniformen auf den Kampf-statten. Die Reiterei wurde durch die Barricaden in Un-thtigkeit erhalten: Latten, Dachziegeln, ja ganze Schorn-steine winden auf die Truppen geschleudert, und Tpfe voll siedenden Wassers, Vitriolsure und Scheidewasser aus den Fenstern gegossen. Schauerlich wimmerten von allen Thr-men die Sturmglocken in das Gebrll der Kanonen und das Knattern des Kleingewehrfeuers, während von den Barricaden die Tne der Marseiller Hymne schmetternd die Lfte durch-zitterten. Der wthendste Kampf entstand um das Stadthaus, das die tapfere Garde zehnmal erstrmte und zehnmal an die Volkshaufen wieder verlor. Inzwischen hatte man Abgeord-nete, unter denen sich der reiche Banquier Lafitte und Casimir Perrier befanden, an Marmont gesandt, um ihn auf die Seite des Volkes zu ziehen, aber obwohl von der Unzulnglichkeit seiner Mittel berzeugt, die er dem Knigs offen schilderte und zum Nachgeben rieth, beharrte er auf seinem Posten. Ver-gebens blieben auch Deputationen an Polignac, an den König selbst, die um Einstellung der Feindseligkeiten und um Zurck-nhme der Ordonnanzen baten. König und Minister beharr-ten auf ihrem Willen, und die Wogen der Revolution rollten immer mchtiger daher, thrmten sich immer hher 'empor, um zum zweiten Male das legitime Knigthum zu berfluthen und in ihrem Abgrunde zu begraben. Auf dem vom Volke genommenen Stadthause trat ein Municipalausschu zusammen, zu welchem Lafitte, Casimir Perrier und andere gehrten, die smmtliche Geschfte leiteten. Der greise Lafayette, der sich der Revolution angeschlossen, er-hielt den Oberbefehl der die bewaffnete Macht, und seine Erscheinung rief unendliche Begeisterung hervor. Noch be-haupteten die kniglichen Truppen das Schlo der Tuilerien und den Louvre, und wiederholte Angriffe blieben ohne Er-folg. Das Militr bewies in seiner schwierigen Lage, von Durst, Hunger und Munitionsmangel bedrngt, eine heroische Ausdauer und Aufopferung, und erst auf die Nachricht, da ein Haufe von 20,000 Streitern auf dem Wege nach St.

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 449

1877 - Oldenburg : Stalling
449 - unter 80,000 feine Auswahl treffen, und so wurde verhltni-mig nur Wenigen die Rettung nach der Schweiz mglich. Whrend der Belagerung waren alle Kellerlcher mit Mist oder Eichenlohe verstopft, alle Thren vernagelt, alle Portale mit Brettern verstellt. In den Kellern, in welchen oft fnfzig Personen, faurn am Tage sich herauswagenb und an den Husern sich hinschleichend, zusammenlagen, entwickelte sich eine pestilenzialische Luft. Selbst hier kamen Ver-Wunbungen und Tobesflle vor, wenn die Stockwerfe zu-sammenstrzten. Es sollen 3000 Menschen gestorben sein, besonbers groß war in Folge des Milchmangels die Sterblichkeit unter den fleinen Kinbern. lieber 800 Huser waren Zerstrt ober beschbigt, feine hundert, die frei von Kugeln geblieben. In ganz Deutschland gab sich die grte Teilnahme fr die unglckliche Bevlkerung kunb, und bebeutenbe Untersttzungen flssen bahm. Die Civil- und Militrbehrben thatett alles Mgliche zur Linberung des Elenbs. Nach dem Falle von Straburg waren im Elsa noch die Festungen Bitsch (vgl. 6.), Schlettstatt und Belfort im Besitz der Franzosen. Da die Beschieung der Bergfestung Ssttfch sehr schwierig, die Aushungerung der Besatzung nicht mglich war, so blieb sie, ohnehin von geringer Bedeutung, nur lose cernirt. Der Sieger von Straburg schritt zur Be-lagerung von Schlettstabt und nach bessen Fall (24. October) Zu der des noch strkeren Belfort, eine Feste, welche die Psse vom Rhonethal zum Rheinthal beckt. Hier fanben viele und heftige Kmpfe Statt. Die Festung wurde am 8. November cerntrt, ergab sich aber erst im Februar des folgenden Jahres, während Neubreisach, auch ein wichtiger Punkt des Elsasses, nach vierwchentlicher Belagerung am 10. November gefallen war. Durch die Eroberung dieser festen Pltze war der Besitz des Landes gesichert, und die neu eingesetzten deutschen Ver-waltungsbehrden fanden hier ein reiches Feld der Thtigkeit, die freilich durch den Widerstand der franzsischen Beamten nicht wenig erschwert wurde. Noch aber war Metz in den Hnden der Franzosen, die ' Hauptstadt des Moseldepartements, mit einer Bevlkerung l von etwa 60,000 Einwohnern, einer der grten Waffenpltze > Frankreichs, der wegen seiner weit vorgeschobenen Forts auch @ta(fe' "nieste Geschichte 3. Aufl. 29

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 263

1877 - Oldenburg : Stalling
263 - und auch Venebig fiel nach einem hartnckigen Wiberstanbe unter ftreichifche Herrschaft zurck (22. August 1849). Der greife Pepe wanberte von neuem in die Verbannung, und der Republikaner Manin begab sich nach Paris, wo er allgemein geachtet starb. Seine Ueberzeugung, ba Italien nur durch die savoyische Dynastie von der Frembherrfchaft befreit und zur Einigung erhoben werben knne, blieb fortan der Hoffnungsanker der Italiener. Xix. Frankreich von der Februarrevolution bis zur Errichtung des Kaiserthrones unter Napo-leon Iii. (1848-1852). Die sieben Mitglieber der provisorischen Regierung (vgl. Xvi. am Schlu) konnten sich nur mit uerster Mhe durch die ungeheuren Volksmasfen auf dem Greveplatze nach dem Stabthause hinburchtoinben. Auch hier fanben sie alle Treppen, Gnge und Gemcher von den Kellern bis zum Dache mit Bewaffneten angefllt, die, mit Blut besubelt und von Pulverbampf geschwrzt, dem Sturme ihrer leibenfchaftlichen Erregtheit durch Abfeuern ihrer Gewehre und durch den schal-lenben Ruf: Es lebe die Republik!" Luft machten. Die inneren Hfe des Stabthauses waren ebenfalls von einer ab-unb zustrmenben Menge angefllt, aber es thrmten sich hier auch schichtweise Haufen von Leichnamen auf, die das Rachegefhl der Masse noch mehr entflammten. Enblich wrbe den sieben Machthabem ein kleines Zimmer angewiesen, in dem sie unter fortwhrenben Strungen ihre Thtigkeit begannen. Sie fanben eine Anzahl beim Volke beliebter Personen bei-fammen, die gleichfalls an der ffentlichen Gewalt Theil nehmen wollten, und von benen die bereits oben genannten, Armanb Marrast, Floccon, Louis Blanc und Albert, der neuen Regierung beigesellt wrben. Nachdem die Republik als die

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 62

1873 - Oldenburg : Stalling
62 machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland, mit den Pfeilen wilde Ziegen zu ihrer Nahrung erlegend. Auch fehlte es ihnen nicht an lieblichem Weine, den sie aus dem Lande der Kikonen in Henkelkrügen mitgebracht hatten, und so verbrachten sie bei dem fröhlichen Mahle den Tag. Jetzt erkannten sie auch am aufsteigenden Rauch und an den Stimmen des Volkes das nahe gelegene Land der Kyklopen und den folgenden Morgen machte sich Odysseus mit einem Theil seiner Genossen auf, nach dem Lande hinzu- segeln, um zu ersorscben, was für Menschen es bewohnten. Als sie am Gestade landeten, sahen sie eine von Lorbeerbüschen umschattete Felsenhöhle, um die sich langstämmige Fichten und hochgewipfelte Eichen erhoben. In der Höhle hausete ein Mann von Riesengestalt, der, einsam seine Heerde weidend, niemals mit Andern umging, sondern für sich allein aus frevelhafte Thaten sann. Das Scheusal glich keinem ge- wöhnlichen Manne, sondern ragte in die Höhe, wie ein ein- zelner waldreicher Gipfel eines Gebirges. Odysseus erwählte zwölf seiner Gefährten und gebot den andern, bei dem Schiffe am Meere zu bleiben. Nun wanderte er mit seinen Freunden weiter, die Wein in einem Schlauche und Reisekost trugen. An der Höhle angelangt, fanden sie den Riesen nicht daheim, denn schon hatte er seine Heerde auf die Weide getrieben. In seiner Abwesenheit be- sahen die Griechen mit Bewunderung die Höhle: darin standen ringsum Körbe mit Käse, Lämmer und Zicklein waren in den Ställen, auch fehlte es nicht an Geschirren, Butten und Kübeln zur Aufbewahrung der reichlich vorhandenen Milch. Die Griechen zündeten Feuer an und aßen von den Käsen, die Ankunft des Riesen erwartend. Bald erschien er mit einer Ladung trocknen Holzes, das er mit lautem Gekrach auf die Erde warf, daß die Griechen vor Schrecken in die Winkel der Höhle flohen. Jetzt trieb er die Schafe und Ziegen, die er melken wollte, in die Felsenkluft, während er die Widder und Böcke draußen ließ: dann setzte er einen gewaltigen Felsen vor den Eingang der Höhle, den kaum zweiundzwanzig starke vierrädrige Wagen hätten wegschaffen können. Als der Riese die Heerde gemelkt und an der Milch sich gelabt, auch die übrig gebliebene in Geschirren aufbewahrt hatte, zündete

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 189

1873 - Oldenburg : Stalling
189 mit ihren Habseligkeiten sich nach Athen flüchten, wo nun eine so ungeheure Menschenmenge zusammenkam, daß selbst Mauerthürme, Tempel und Kapellen bewohnt wurden. Ob- gleich die Athener vor Kampfeslust brannten, hielt es Perikles doch für bedenklich, gegen ein Heer von 60,000 Mann ins Feld zu ziehen. Nur mit Mühe konnte er den Ungestüm der Bürger im Zaum halten, und um nicht Wider seinen Willen zur Schlacht gezwungen zu werden, hielt er in jener Zeit keine Volksversammlung. Den dringenden Bitten seiner Freunde, die ihn zur Schlacht zu bewegen suchten, den Drohungen und Beschuldigungen seiner Feinde setzte er gleiche Standhaftigkeit entgegen und ließ sogar Spott- und Schmähgedichte ruhig über sich ergehen. Sein Plan war den Feinden zur See zu schaden: er schickte daher eine Flotte von 100 Schiffen aus, welche die Küsten des Peloponneses verheerte. Bald zogen auch die Peloponnesier, denen die Vorräthe ausgingen, nach Hause. Im nächsten Jahre (439) wiederholten die Feinde ihren verheerenden Einfall in Attika, doch gesellte sich in diesem Jahre zu dem äußern Feinde noch ein innerer, jene verderb- liche Pest, die wahrscheinlich aus Afrika oder Asien zu Schiffe nach Europa gebracht war, und in Athen eine unzählige Menge von Menschen hinwegraffte. Die Hitze des Sommers, die Ueberfüllung der Stadt mit Landbewohnern, die sich größtentheils mit kleinen, dumpfigen Hütten behelfen niußten, vermehrte die Wuth der Krankheit. Den Kranken wurden Augen, Zunge und Schlund seuerroth entzündet, innere Hitze und brennender Durst quälten sie aus das äußerste. Geschwüre in den Eingeweiden und auf der Haut vermehrten den Schmerz, und eine ertödtende Muthlosigkeit erschwerte das Leiden. Furchtbar war die Verheerung, welche die Seuche anrichtete, furchtbarer aber noch der Einfluß, den sie aus die Gemüther der Menschen ausübte. Der Glaube an die Götter schwand, die Neichen und Wohlhabenden ergaben sich allen sinnlichen Lüsten, die Frevelhaften verloren alle Scheu vor den Gesetzen. Das Sittenverdcrbniß, das aus dieser heillosen Krankheit ent- sprang, dauerte daher weit länger, als das Uebel selbst. Und da sich nun bei den ungeheueren Leiden der Athenischen Be- völkerung aller Ingrimm gegen den Perikles wandte, den man für den Urheber des Unglücks hielt, so entsetzte das Volk

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 89

1873 - Oldenburg : Stalling
theus den Freiern Waffen, und nun schleuderten diese ihre Lan- zen auf den Odysseus, den aber seine Schutzgöttin Athene vor jedem Wurfe beschirmte. Zum zweiten Male wollte der treu- lose Hirte hinaufschleichen, neue Waffen zu holen; da eilten ihm der Sauhirt und der Rinderhirt nach, banden ihm Hände und Füße aus den Rücken und zogen ihn an einer Säule bis an das Dach des Hauses in die Höhe, daß er in dieser Schwebe schreckliche Qualen erdulden mußte. Dann kehrten die Treuen in den Saal zurück, wo nun alle Freier nach einander hingestreckt wurden und mit ihren Leichen den Estrich bedeckten. Nur der Sänger und der Herold wurden verschont. Nach dem Morde ward die Schaffnerin Euryklea in den Saal gerufen. Als sie beim Anblicke der Haufen von Leichen jubelte, bezähmte Odysseus ihren Jubel mit den Worten: ,,Freue dich im Geiste, Mutter, und enthalte dich alles Froh- lockens, denn Sünde ist es, über erschlagene Menschen zu jauchzen." Nun nannte sie die treulosen Mägde, deren zwölf waren, und die zur Strafe aufgehängt wurden. Auch der Ziegenhirt Melantheus starb eines kläglichen Todes. Odysseus und Telemachos schafften jetzt die Leichen aus dem Saale, reinigten den Boden und die Wä-rde, und zuletzt räucherte Odysseus noch mit Schwefel. Während des Mordes hatte Penelope geschlafen, jetzt aber ward sie von Euryklea gerufen und trat in den Saal. Lange Zeit mißtraute sie dem Gemahl, und erst als ihr dieser ein Geheimniß erzählte, das nur er und Penelope wußten, überzeugte sie sich von der Gegenwart ihres Gatten und umschlang ihn mit ihren Armen. Am andern Tage reiste Odysseus auf das Land und gab sich dort seinem Vater Laertes zu erkennen. Inzwischen hatten sich die Angehörigen der erschlagenen Freier zu einem Kampfe gegen Odysseus, den Mörder ihrer Söhne und Brü- der, gerüstet, doch Athene, in Mentors Gestalt, besänftigte sie und der Bund zwischen König und Volk ward von neuem geschlossen.

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 200

1873 - Oldenburg : Stalling
200 Mann, der noch vor kurzer Zeit der Abgott seines Volkes war, wieder von dem Gipfel seines Glückes herab. Er ging nach Thracien, wo er sich eine Burg erbaut hatte. Doch nie erstarb in ihm die Liebe zu seinem Vater- lande. Als die Athenische Flotte bei A e g o s p o t tun oj lag (405), und die Soldaten sich trotz der drohenden Nähe Ly- sanders zügellos auf dem Lande zerstreuten, um Beute zu holen, begab sich Alcibiades, der das Gefährliche ihrer Lage einsah, zu dem Athenischen Feldherrn und versprach ihm, die Feinde in kurzer Zeit zur Schlacht zu zwingen, wenn er ihn aufnehmen wollte. Doch er wurde mit der Antwort: nicht er, sondern ein Anderer habe hier zu befehlen, abgewiesen. So erlitten denn die Athener die furchtbare Niederlage bei Aegospotamos, die Athen der Rache der Lacedämonier preisgab. Diese glaubten jedoch ihres Sieges nicht sicher zu sein, so lange Alcibiades noch lebte. Er floh vor den Nachstellun- gen seiner Feinde nach Asien zum Persischen Statthalter Pharnabazos und war im Begriff zum König von Persien zu reisen, um durch dessen Beistand die Rettung und Be- freiung seines Vaterlandes zu bewerkstelligen. Doch Lysander verlangte von Pharnabazos die Auslieferung des gefürchteten Mannes, bis dieser endlich zwei Mörder ausschickte, ihn zu tödten. Sie waren aber zu feig, ihn im offenen Kampfe zu erlegen und zündeten daher das Haus an, in dem er gerade übernachtete. Vom Knistern des Feuers aufgeweckt, sprang Alcibiades, mit einem Dolche bewaffnet, heraus und stürzte sich durch die Flammen. Jetzt erlegten ihn die Mörder aus der Ferne durch Pfeile und brachten sein Haupt dem Pharna- bazos. Seine Freundin Timandra, die bei ihm lebte, bedeckte seinen Leichnam mit ihrem Gewände und verbrannte ihn an der Flamme des angezündeten Hauses. Xxvi. Lysander. Der Spartaner Lysander war nicht von königlichem Geschlechte, aber doch von Herakliden entsprossen. In Ar- muth und nach den strengen Grundsätzen der Spartanischen

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 64

1873 - Oldenburg : Stalling
64 Mühe den Felsblock weg und setzte ihn eben so wieder da- vor, wie wenn Jemand den Deckel auf einen Köcher setzt, und trieb seine Heerde aus die Trift. Jetzt dachte Odysseus auf Rache, ihm seine Frevelthaten zu vergelten. In der Höhle lag, lang und dick, wie der Mast eines zwanzigrudrigen Schiffes, die Keule des Kyklopen, vom Stamme des Oel- baums. Diese befahl Odysseus seinen Gefährten zu glätten, er selbst schärfte sie oben spitz zu, brannte die Spitze an und verbarg die Keule sorgfältig unter dem Mist. Dann wählte er durch das Loos vier Gefährten, um mit ihnen dem schlum- mernden Kyklopen die Keule ins Auge zu drehen. Am Abende kam dieser, verrichtete wie sonst seine Geschäfte und packte zwei Griechen, die er zur Nachtkost verzehrte. Jetzt nahte ihm Odysseus und reichte ihm eine Kanne voll Wein. Mit Ent- zücken leerte sie der Kyklope, ließ sie sich dreimal füllen und leerte sie dreimal, ohne etwas Arges zu vermuthen. Auch den Namen des Odysseus verlangte er zu wissen, um ihm wieder ein Gastgeschenk geben zu können. „Meinen Namen verlangst du zu wissen," antwortete Odysseus, „du sollst ihn wissen, doch gewähre mir dann auch das Gastgeschenk, das du mir versprochen hast. Niemand heiße ich und Niemand nennen mich Vater, Mutter und alle Genossen." Darauf erwiederte der tückische Riese: „Nun denn, so will ich Niemand zuletzt verzehren, deine Genossen alle vorher: das soll dein Gastgeschenk sein." Mit diesen Worten sank der Kyklope zurück und fiel in tiefen Schlaf, indem er Stücke Menschenfleisch und Wein wieder von sich gab. Nun brannte Odysseus den Oelstamm im Feuer an, daß er glühte, redete seinen Gefährten zu und diese bohrten ihn dem Kyklopen in das eine Auge, während Odysseus, sich in die Höhe schwingend, von oben Nachdruck gab. Der brennende Pfahl versengte dem Kyklopen Wimpern und Augenbrauen, fiedheiß quoll das Blut auf, das Auge zischte, wie wenn ein glühendes Eisen in Wasser getaucht wird. Der Kyklope er- hob ein grauenvolles Geheul, daß ringsum die Höhlen wieder- hallten, und die Griechen flüchteten vor Angst. Tobend und unsinnig vor Schmerz ries jetzt der Geblendete brüllend die andern Kyklopen herbei, die, vor die Höhle eilend, ihn fragten: „Was geschah dir zu Leide, Polyphemos, daß du durch

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 186

1873 - Oldenburg : Stalling
186 Mnesikles. Sie bestanden in einem fünffachen Marmorthor, das zu beiden Seiten große Flügelgeblude hatte. Zu diesem Thor führte eine prächtige Treppe von vielen Stufen, welche die Breite des ganzen Thores einnahmen, und ebenso, wie das Thor, aus Marmor aufgeführt waren. Durch diese Propyläen kam man in die eigentliche Burg, in der sich der große Athe- nentempel, Parthenon genannt, in der Form eines länglichen Vierecks erhob. Rings um alle vier Seiten lief eine Halle, die auf schönen Marmorsäulen ruhte. Hier stand die 36 Fuß hohe, von Phidias aus Elfenbein und mit einem Gewände von purem Golde bekleidete Bildsäule der Göttin Athene. Anfangs rieth Phidias dem Volke, sie aus Marmor zu ver- fertigen, weil es wohlfeiler fei, aber das Volk erklärte sich laut dagegen und rief: „Nein, aus Gold und Elfenbein!" Auf der höchsten Svitze der Burg stand eine andere Bildsäule derselben Göttin in Erz, von Phidias aus der Marathonischen Beute gegossen, von so ungeheurer Größe, daß man Lanze und Helmbusch der Göttin schon vom Vorgebirge Sunion aus in einer Entfernung von fünf Meilen sehen konnte. — Das Odeum war ein rundes, zu musikalischen und poetischen Vor- trägen bestimmtes und mit Säulen und Gemälden verziertes Gebäude. Es war nach dem Muster des Zeltes des Terxes erbaut und mit marmornen Sitzreihen versehen: das spitzige Dach wurde von Persischen Schiffsmasten getragen. Noch ein Mann stand dem Perikles im Staate entgegen, Thucydides. Dieser klagte ihn einst an, daß er die Bei- träge der Bundesgenossen verschwende; doch Perikles ging siegreich aus dieser Anklage hervor, zmd endlich gelang es ihm beim Volke, die Verbannung seines Gegners zu be- wirken. Seit dieser Zeit war sein Verhalten gegen das Volk nicht mehr dasselbe: er war nicht mehr nachgiebig und lenk- sam, sondern leitete nun das Volk durch die Kraft seiner Rede und Belehrung nach seinem Willen, und noch fünfzehn Jahre nach der Vertreibung des Thucydides regierte er den Staat so, daß es nur dem Namen nach eine Volksherrschaft war, in der That aber von einem Einzigen, von dem ersten

10. Altertum - S. 69

1894 - Oldenburg : Stalling
69 ihn mit vielem Gelde bestochen. Bald stand der König wieder gesund an der Spitze seiner Soldaten. Bei Jssus, im sdstlichsten Winkel Kleinasiens, traf Alexan-der auf den persischen König Darius Kodoinannns (333 v. Chr.) und schlug ihn hier in der zweiten Schlacht vllig aufs Haupt. Das kostbare Lager, des Knigs Mutter, seine Gattin und zwei seiner Tchter fielen in die Hnde des Siegers, der die Frauen edelmtig behandelte, aber des Knigs Friedensantrge entschieden zurckwies, trotz Parmenios Rat. Alexander zog nun die Kste entlang nach Sden und eroberte Phnizien. Land und Votk von ?hnizien. Die Phnizier bewohnten einen schmalen, nur wenige Meilen breiten Kstenstrich an der Ostkste des Mittelmeers. der durch den mit prchtigen Cedern bedeckten Libanon <d. h. weier Berg, wegen des ewigen Schnees) vom brigen Asien ge-trennt war. Durch ihre Lage wurden sie frhzeitig (schon um 2000 v. Chr. ! auf die Schiffahrt hingewiesen, zu der ihnen der Libanon das Holz lieferte. So wurden sie das bedeutendste Handelsvolk der alten Welt; sie besuchten alle Ksten des Mittelmeeres und fuhren durch die Sulen des Hercules (Gibraltar) um Spanien herum bis an die Kste der Nordsee Bernstein), indem sie berall mit den Eingeborenen einen gewinnreichen Tauschhandel erffneten. Sie holten aus Spanien Gold und Silber, von den Zinninseln (Seilly) an der Sdweftspitze Englands das Zinn und gelangten auf Landwegen vielleicht auch au die Ostsee, ja sie umfuhren mif Pharao Nechos Befehl (vgl. 9) sogar Afrika. Jtofonimt und Kunstfertigkeit der Phnizier. An den Ksten und auf den Inseln des Mittelmeeres legten sie Kolonieen an (Tarsos in Kilikien, Geburtsort des Apostels Paulus; Cadix in Spanien, be-sonders Karthago in Nordafrika, im 9. Jahrhundert gegrndet). Neben dem Seehaudel war auch der Landhandel sehr ausgedehnt. Ihre Kara-Ivanen gingen ans allen Landstraen Borderasiens und brachten die Er-Zeugnisse Indiens, Arabiens und des brigen Morgenlandes nach dem Abendlande. Auch im Innern erhob sich der Gewerbeflei (Erfindung des Glases, der Purpurfrberei und der Buchstabenschrift, die von ihnen zu den Griechen kam). Ihre blhendsten Städte waren Sidon, spter Tyrus, dessen Kaufleute Fürsten, dessen Krmer die herrlichsten der Erde waren" (Jesais). Die Phnizier standen unter Knigen; der be-rhmteste war Hiram, Salomos freund, dessen Schiffe bis nach dem Goldlande Ophir an der Jndnsmndung fuhren. Ihre Religion (Menschen-
   bis 10 von 34 weiter»  »»
34 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 34 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 2
5 11
6 2
7 3
8 0
9 8
10 6
11 2
12 4
13 0
14 3
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 5
21 0
22 0
23 1
24 1
25 0
26 0
27 2
28 4
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 2
35 0
36 3
37 9
38 0
39 1
40 0
41 1
42 0
43 9
44 0
45 1
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 8
1 301
2 93
3 21
4 28
5 2
6 2
7 61
8 329
9 515
10 1
11 6
12 21
13 44
14 117
15 148
16 330
17 1056
18 4
19 186
20 100
21 59
22 214
23 654
24 2
25 58
26 52
27 13
28 120
29 78
30 18
31 243
32 28
33 18
34 77
35 19
36 58
37 55
38 78
39 113
40 5
41 135
42 51
43 74
44 22
45 138
46 27
47 7
48 7
49 4
50 1
51 161
52 142
53 43
54 36
55 358
56 109
57 11
58 37
59 137
60 160
61 8
62 9
63 108
64 67
65 122
66 32
67 90
68 168
69 37
70 4
71 324
72 57
73 12
74 69
75 68
76 30
77 199
78 51
79 5
80 9
81 7
82 323
83 98
84 9
85 94
86 83
87 123
88 232
89 46
90 69
91 34
92 329
93 7
94 255
95 9
96 135
97 34
98 328
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 5
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 1
14 0
15 0
16 1
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 4
23 0
24 2
25 0
26 2
27 1
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 4
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 0
46 0
47 2
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 5
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 2
72 0
73 3
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 6
82 0
83 0
84 0
85 1
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0
100 2
101 0
102 4
103 2
104 0
105 0
106 0
107 1
108 0
109 0
110 1
111 0
112 1
113 0
114 2
115 6
116 0
117 0
118 0
119 0
120 1
121 3
122 0
123 0
124 2
125 4
126 1
127 0
128 1
129 0
130 0
131 3
132 0
133 0
134 1
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 3
141 0
142 0
143 10
144 1
145 1
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 2
153 0
154 0
155 2
156 1
157 0
158 0
159 0
160 0
161 2
162 0
163 3
164 0
165 0
166 1
167 0
168 1
169 2
170 0
171 0
172 0
173 1
174 0
175 1
176 0
177 4
178 1
179 0
180 0
181 4
182 0
183 0
184 1
185 0
186 1
187 0
188 0
189 1
190 7
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 3
197 0
198 0
199 0